Immer noch dominieren in unseren GĂ€rten die pedantisch gepflegten, sattgrĂŒnen und artenarmen RasenflĂ€chen. Dabei könnten Teile des Rasens auch zu bunten Blumenwiesen umgestaltet oder Wiesen neu angelegt werden. Als Nahrungsquelle und Unterschlupf können Blumenwiesen von einer Vielzahl Tieren wie KĂ€fern, BlĂŒtenbesuchenden Insekten, Singvögeln oder Igeln genutzt werden.
Vom Rasen zur Wiese
Die Aussaat einer TĂŒte Wildblumensamen ergibt noch keine Wiese – eine Erfahrung, die viele Gartenbesitzer schon machen mussten. Denn ausschlaggebend fĂŒr Erfolg oder Misserfolg einer solchen Aussaat ist der NĂ€hrstoffgehalt des Bodens. Die Mehrzahl unserer Wildblumen kann sich erst auf einem eher armen Boden richtig entfalten. Beobachtungen an ĂŒber mehrere Jahre brachliegenden FlĂ€chen (bei mageren BodenverhĂ€ltnissen) zeigen, das sich sehr vielfĂ€ltige Blumenwiesen von selbst entwickeln können. Die seit Jahren im Boden ruhenden Samen können ungestört ans Licht gelangen und keimen. FĂŒnf bis zehn Jahre vergehen, bis eine natĂŒrliche Blumenwiese entstanden ist, deren Artenreichtum in der Folgezeit weiter zunimmt.
Im Gegensatz dazu sind unsere Gartenböden meist aufgrund jahrelanger DĂŒngung (bzw. ĂberdĂŒngung) nĂ€hrstoffreich. Eine Umstellung von Rasen- auf Wiesennutzung bringt auf einem solchen Boden zunĂ€chst keine zufrieden stellenden Ergebnisse. Es dominieren dann die Schnellwachsenden GrĂ€ser; Wiesenblumen können sich kaum durchsetzen.
Umstellungsprobleme
Soll daraus eine Blumenwiese werden, brauchen wir schon einige Jahre Geduld. Ăber regelmĂ€Ăige Mahd der Wiese und Verzicht auf DĂŒngung können wir laufend NĂ€hrstoffe entziehen und den Boden. langsam abmagern. ZusĂ€tzlich sollte im Herbst die FlĂ€che grĂŒndlich vertikuriert und gelĂŒftet werden. Rasenigel oder Walzen mit halbkreisförmigen Hohlmessern, die bis zu 15 cm tief in den Boden eindringen, können dazu verwendet werden. Die entstandenen HohlrĂ€ume werden mit grobem Sand aufgefĂŒllt. Auf die geharkte FlĂ€che wird 1 cm Magerboden aufgebracht, eingeharkt und eine Wildblumenmischung eingesĂ€t. Man kann aber auch abwarten, denn Wildblumen siedeln sich auch selbst an. Schneller können wir zum Ziel kommen, wenn wir die vorhandene Grasnarbe stellenweise abtragen. An den freigelegten Stellen (GröĂe ca. 0,5 – 1 Quadratmeter) wird der Boden dann umgebrochen, um Bodenverdichtungen zu beseitigen, durch Sandbeimischung abgemagert und mit einer Wildblumenmischung eingesĂ€t. Dabei können auch schon vorkultivierte Pflanzen eingesetzt werden.
Neuanlage einer Magerwiese
Sofern eine FlĂ€che von mindestens 100 Quadratmetern zur VerfĂŒgung steht, lohnt sich die Neuanlage einer Blumenwiese. Kleinere FlĂ€chen sollten besser fĂŒr Wildblumenbeete genutzt werden.
Haben wir es mit einem humosen Mutterboden zu tun, muss zunĂ€chst eine Abmagerung durch Aufbringen einer ca. 2-5 cm dicken Schicht aus grobem Sand und Feinkies vorgenommen werden. Um eine gröĂere Artenvielfalt zu erreichen, können auch kleine, kalkhaltige TrockenhĂŒgel und feuchte, saure TĂ€ler eingebaut worden. Nach einer Ruhezeit von 2-3 Wochen, in der von den aufkommenden Wild-KrĂ€utern allenfalls unerwĂŒnschte Arten entfernt werden, kann die Einsaat von Blumenwiesensamen erfolgen. Die verwendete Mischung sollte dabei mindestens einen Anteil von 10 % Wildblumensamen enthalten.
Lucerne und Klee sind wegen ihres groĂen Durchsetzungsvermögen nur bedingt erwĂŒnscht. Der Grasanteil sollte möglichst gering sein, da GrĂ€ser mit der Zelt von selber wachsen. Schwingel- (Festuca) und Rispenarten sollten bei den GrĂ€sern ĂŒberwiegen.
Man kann auch Wildblumensamen und GrÀsersamen einzeln kaufen und somit die Zusammensetzung selbst bestimmen. z.B.:
- Ehrenpreis
- Wiesensalbei
- Schafgarbe
- Margerite
- Wiesenstorchschnabel
- Wiesenflockenblume
- Wiesenschaumkraut
- Wegwarte
- Â Scharfer HahnenfuĂ
- Wiesenprimel
- Veilchen
- Â bunte Kronwicke
- verschiedene Kleearten und GrÀser
Auch einige Blumenzwiebeln können gepflanzt werden wie
- MĂ€rzenbecher,
- Krokus
- Herbstzeitlose
- Narzissen usw.
Die beste Aussaatzeit ist – je nach Witterung – im Herbst. Zwischen August und Ende September ist die Hitze nicht mehr so groĂ und somit liegt eine bessere Bodenfeuchtigkeit vor.
Die Saatmenge betrĂ€gt ca. 5 g pro qm und die Saattiefe sollte nicht mehr als 5 mm betragen. Die Saat wird vorsichtig eingeharkt (nur nach einer Richtung) und dann festgewalzt oder mit Brettern festgetreten. Der Boden sollte nun ca. 6 Wochen gut feucht gehalten werden. Einige Blumen wie Mohn und Kornblume erscheinen nur im ersten Jahr, sie sind âPlatzhalterâ fĂŒr Wildblumen, die eine lĂ€ngere Entwicklungszeit haben.
Die Mahd
Wichtig ist, dass diese Blumenwiesen nur zweimal im Jahr geschnitten werden. Die erste Mahd erfolgt je nach Witterung und Samenreife, d. h. in einem trockenen Jahr ca. Ende Juni, sonst erst im Juli.
Der zweite Schnitt erfolgt Ende Oktober bis Anfang November (spĂ€testens bei Erreichen einer Wunschhöhe von 30 cm). Das Schnittgut bleibt 2 – 3 Tage auf der Wiese liegen, wird dabei zum Trocknen regelmĂ€Ăig gewendet. Samen können dabei herausfallen.
Rasen im Naturgarten?
Auch im naturnahen Garten sollten durchaus Teile der GrĂŒnflĂ€chen als Rasen angelegt werden. WĂ€hrend Wiesen sich kaum als Spiel- und TummelplĂ€tze eignen, bietet eine regelmĂ€Ăig geschnittene RasenflĂ€che am Haus eine Vielzahl von Nutzungsmöglichkeiten. Aber auch solche FlĂ€chen mĂŒssen nicht gehegt und gepflegt werden wie ein englischer Rasen. Wenn wir auf den Einsatz teurer âUnkrautâ – Vernichter und StickstoffdĂŒnger verzichten, kann sich daraus ein âBlumenrasenâ entwickeln. GĂ€nseblĂŒmchen, Hornkraut, Löwenzahn oder Ehrenpreis beleben mit ihren weiĂen, gelben und blauen BlĂŒten das EinheitsgrĂŒn.