Borkener Zeitung vom 18. Juli 2022

Veröffentlicht am 13. September 2022 in der Kategorie Presse

Satellitentechnik soll Ackergrenzen klÀren

Stadt kennzeichnet Feldgrenzen

FĂŒr den Natur- und Vogelschutzverein Kreis Borken ist es ein altes Thema. Schon seit 1990 weisen Vereinsmitglieder auf die Überackerung von WegrĂ€ndern hin, erklĂ€rt der Vorsitzende Jochen Teroerde. Gemeint sind die RĂ€nder von Wirtschaftswegen, die zumeist in stĂ€dtischem Besitz sind und die eigentlich als BlĂŒhstreifen der Natur dienen sollen. Teilweise werden die Streifen aber von Landwirten, die daneben ihre Felder haben, mitbewirtschaftet. Ein Ärgernis fĂŒr die NaturschĂŒtzer.

Auch die Stadtverwaltung drĂ€ngt die Grundbesitzer immer mehr dazu, auf die Grenzen zu achten. „Im Rahmen von Luftbildauswertungen wird immer wieder festgestellt, dass Anliegerinnen und Anlieger sowie Landwirtinnen und Landwirte öffentliches Eigentum nutzen“, heißt es aus dem Rathaus auf Anfrage der BZ. Um dem entgegenzuwirken, sollen kĂŒnftig immer dort, wo Ausbesserungsarbeiten an Wirtschaftswegen stattfinden, auch gleich die GrundstĂŒcksgrenzen genau bestimmt werden. DafĂŒr setzt die Stadtverwaltung seit etwa einem Jahr ein satellitengestĂŒtzes GerĂ€t ein.

Ist die Grenze ermittelt, werde das GesprĂ€ch mit dem EigentĂŒmer gesucht, erklĂ€rt Maria Mertens von der Stadt Borken. Sie geht davon aus, dass Landwirte nicht immer absichtlich ĂŒber die Grenzen ihrer Äcker hinwegpflĂŒgen. HĂ€ufig seien die Grenzen nicht eindeutig festzustellen. Dennoch gelte der Grundsatz: Wegerandstreifen sind kein Raum fĂŒr Pflug, Schlegel und RasenmĂ€her. Die ermittelten Grenzen werden daher mit kleinen PfĂ€hlen markiert. In der Vergangenheit sind einige dieser Markierungen aber unbemerkt wieder entfernt worden. Als nĂ€chster Schritt kommen grĂ¶ĂŸere ZaunpfĂ€hle zur Kennzeichnung der Grenzen infrage, erklĂ€rt Maria Mertens. Durch die Markierungen „können Feldraine und WegrĂ€nder ,wiederbelebt‘ werden und damit auf kommunaler FlĂ€che die Artenvielfalt steigern, RĂŒckzugsrĂ€ume bieten und einen Beitrag zur BiodiversitĂ€t leisten“, so die Stadtverwaltung.

Mit den Landwirten habe sie schon auf mehreren Winterversammlungen ĂŒber das Problem gesprochen, berichtet Maria Mertens. Allerdings beschrĂ€nke sich das PhĂ€nomen nicht nur auf die Landwirtschaft. Innerorts komme es vor, dass stĂ€dtische FlĂ€chen zum Beispiel von Gartenbesitzern oder von Wohnmobilbesitzern als StellplĂ€tze genutzt werden.

Jörg SĂŒmpelmann, GeschĂ€ftsfĂŒhrer des landwirtschaftlichen Kreisverbandes, bestĂ€tigt, dass bei Versammlung der Landwirte ĂŒber dieses Thema gesprochen wurde. Das Überschreiten von Grenzen passiere aber „in beide Richtungen“, sagt SĂŒmpelmann. „Die Stadt ist auch auf FlĂ€chen von Bauern unterwegs.“ Das liege oft daran, dass Grenzen zwar im Kataster erkennbar seien, aber nicht draußen auf der FlĂ€che.

Das „Überackern“ ist nicht nur in Borken ein Thema. 2016 prĂŒfte der Kreis Coesfeld, wie viel an kommunaler FlĂ€che von Landwirten in Anspruch genommen werden. Das Ergebnis: 212 Hektar.

Der Natur- und Vogelschutzverein beschĂ€ftigt sich nach wie vor mit Thema und lĂ€dt alle Interessierte zu einem Vortragsabend am 11. August (Donnerstag) ab 19.30 Uhr im Gasthaus Geers, Neustraße 2, in Gemen ein. Referentin ist Maria Mertens von der Stadt Borken.

Die Stadt Borken weist darauf hin, dass der Geodatenatlas des Kreises Borken einen Überblick ĂŒber FlĂ€chengrenzen gibt. Auf geodatenatlas.kreis-borken.de muss die Karte „Liegenschaftskataster“ ausgewĂ€hlt werden. Dort muss unter „Karteninhalt“ als Grundkarte „Luftbilder“ ausgewĂ€hlt werden.

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