Borkener Zeitung vom 26. Mai 2021

Veröffentlicht am 30. Mai 2021 in der Kategorie Presse

Auf Fotos von Vogelnestern und Brut besser verzichten

Vogelschützer warnen vor Gefährdung von Jungvögeln

BORKEN (pd/era). Überall brüten im Moment die Vögel. Die ersten Jungvögel haben auch bereits ihr Nest verlassen und wirken oft hilflos, wenn sie auf dem Rasen oder auf Ästen und Zweigen herumsitzen. Was soll man nun tun, um ihnen zu helfen? Für Vogelkundler Hans-Wilhelm Grömping und Jochen Teroerde vom Natur- und Vogelschutzverein ist die Antwort klar: „Viele von ihnen brauchen keine Hilfe und das Beste ist es, nichts zu tun. Denn die Jungen von zum Beispiel Amsel oder Rotkehlchen verlassen ihr Nest, wenn sie kaum noch Flaumfedern aufweisen, aber auch noch nicht voll flugfähig sind. In der Phase, in der sie im Nest laut betteln und mögliche Feinde wie Elstern, Krähen oder Katzen auf sich aufmerksam machen, ist es besser, sich in alle Richtungen zu verstreuen. So erbeutet die Krähe oder die Katze nicht gleich alle, sondern immer nur einen Jungvogel, und die Brut ist nicht gleich komplett vernichtet“, so Grömping. Was man tun könne, sei einen auf dem Rasen oder der Straße um Futter bettelnden Jungvogel in einen sichereren Grünbereich in der Nähe zu setzen. „Die Eltern werden ihn finden“, so Teroerde. Vögel störten sich nicht am menschlichen Geruch, deshalb brauche man keine Bedenken zu haben, den Jungvogel zu berühren, so der Vogelkenner.

Hat man im Garten ein besetztes Nest mit Eiern oder Jungvögeln entdeckt, „sollte man sich unbedingt schnell wieder entfernen, um jeden zusätzlichen Stress für die Vogelfamilie zu vermeiden. Abstand halten und so wenig wie möglich stören ist die Devise“, betont Grömping. Da es gemäß Bundesnaturschutzgesetz verboten ist, Nester und Gelege zu zerstören und die Eltern im Brutgeschäft zu belästigen, sollte man unbedingt auch Vogelfotografie am Nest unterlassen, rät er. „Heutzutage hat fast jeder immer eine Kamera dabei, die Fotos bester Qualität ermöglichen. Da sind viele bestrebt, besondere Fotos zu machen und in sozialen Netzwerken zu zeigen. Den Vogel auf der eigenen Terrasse mag das möglicherweise kaum beeinträchtigen, aber durch Nestfotografie werden viele Gelege aufgegeben und Junge gefährdet“, sagt Grömping. Teroerde: „Verzichten Sie also bitte unbedingt auf Nestfotos. Kein noch so schönes Foto rechtfertigt die Gefährdung unserer Vögel.“

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