Borkener Zeitung vom 21. August 2017

Veröffentlicht am 24. August 2017 in der Kategorie Presse

Uhu unternimmt „Hausbesuch“

Familie Nachbarschulte flog seltene Eule zu

Von Peter Berger

Seltenen Besuch hat Josef Nachbarschulte seit ein paar Tagen bei sich auf dem Hof. Aus heiterem Himmel flog der ungewöhnliche Gast abends ein, machte zunĂ€chst keinen Piep, war aber erstaunlich zutraulich. Nach AusflĂŒgen in die Umgebung kehrte er zielsicher zu den Nachbarschultes zurĂŒck. Die Rede ist von einem Uhu.

„Ich zĂŒchte schon seit 60 Jahren Vögel, aber ein Uhu ist mir noch nicht untergekommen“, staunte der Landwirt (72) beim ersten Anblick des majestĂ€tischen Tieres nicht schlecht. Der Uhu steuerte wohl nicht von ungefĂ€hr immer wieder seinen Hof an. Hinter dem Kuhstall stehen viele Volieren, in denen Nachbarschulte nicht weniger als 16 FasanenArten und anderes ZiergeflĂŒgel hĂ€lt. Die könnten eine potenzielle, aber durch die Gitter unerreichbare Beute fĂŒr die große Eule sein.

Bis auf wenige Meter kann man sich dem etwa 60 Zentimeter großem Vogel nĂ€hern, bevor er seine Schwingen ausbreitet, lautlos durch die Luft gleitet und in sicherer Entfernung auf der Wiese wieder landet. Woher der Uhu kommt, weiß Nachbarschulte nicht. Um eine Verwechslung mit anderen Arten auszuschließen, ließ er sich seine Entdeckung vom Heidener Landschaftswart Gerhard Weber bestĂ€tigen: „Ich war völlig ĂŒberrascht“, so Weber, der ehrenamtlich Wald, Feld und Flur im Blick behĂ€lt. Weil dieser Eule die Scheu fehle, könnte es sich vielleicht um ein an Menschen gewöhntes Exemplar handeln, das aus einem Tier- oder Vogelpark entwichen sei. Aber das sei pure Spekulation. Wahrscheinlicher ist, dass der Uhu tatsĂ€chlich einer Brut im Umland entstammen könnte.

Galt der Vogel, zu dessen Beute MÀuse, Ratten und Kaninchen zÀhlt, in den 1970er Jahren als ausgestorben, so gehen Experten inzwischen von 250 bis 300 Paaren in NRW aus. Auch in den WÀldern der Hohen Mark ist der stattliche Vogel bereits nachgewiesen worden. Auf Betreiben der Biologischen Station Kreis Recklinghausen wurden bereits spezielle Nisthilfen angebracht.

Auch im Borkener Stadtgebiet haben Mitglieder des Natur- und Vogelschutzvereins bereits ein Brutpaar beobachten können. „Der Uhu ist wie andere Großvögel auch wieder hĂ€ufiger anzutreffen“, weiß zweiter Vorsitzender Hans-Wilhelm Grömping zu berichten. Einerseits scheinen sich jahrzehntelange NaturschutzbemĂŒhungen auszuzahlen, andererseits sei der Uhu, ursprĂŒnglich ein Felsenbewohner, recht anpassungsfĂ€hig und finde inzwischen selbst in BallungsrĂ€umen hier und da sein Auskommen, so Grömping.

Bis auf weiteres können sich Josef Nachbarschulte und seine Tochter Birgit noch an dem seltenen Anblick erfreuen. Die Enkelkinder Pia und Thea verlieren unterdessen die Scheu vor dem stattlichen Tier mit dem durchdringenden Blick. Irgendwann aber wird sich „Hans“, wie Nachbarschulte „seinen“ Uhu genannt hat, wohl auf Nimmerwiedersehen auf- und davonmachen.

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