Dem Vogelgehege täte menschliche Hilfe gut
Von Sven Kauffelt
Vor Karl muss man sich ein bisschen in acht nehmen. Er hat nicht nur ein großes Ego, sondern auch einen spitzen Schnabel und wenig Hemmungen, ihn einzusetzen. Jochen Teroerde nimmt lieber mal einen Bambusstock mit ins Gehege des Puters. Man weiß ja nie. Karl ist eindeutig der Boss im Vogelgehege.
Seit genau 50 Jahren unterhält der Natur- und Vogelschutzverein das Gehege im Stadtpark. „Wir haben hier richtig viele Besucher“, sagt der Vereinsvorsitzende Teroerde stolz. Vor allem der Umbau eines Teils der Anlage in Eigenregie hat den Vogelpark aufgewertet. Gerade sind zwei Erzieherinnen der Kindertagespflege Hula Dues mit vier Kindern da. Jochen Teroerde schenkt jedem der kleinen Besucher eine Pfauenfeder. „Wenn das Wetter es zulässt, sind wir immer hier“, sagt eine Erzieherin.
400 Tiere leben derzeit im Vogelgehege – von Karl, dem Boss, bis zu Taubenküken, die unter einer Wärmelampe aufgezogen werden. Das Futter kauft der Verein selbst. 3000 Euro seien das im Jahr, sagt Edmund Schroer, der Kassierer. Auch die Pflege der Anlage übernehmen die Mitglieder selbst. „Eine Heidenarbeit“, erzählt Schriftführer Ulrich Fischer. Und da hat der Verein ein Problem. „Dauerhaft wird das nicht funktionieren“, sagt Jochen Teroerde.
Die viele Arbeit lastet auf zu wenigen Schultern. Keine Handvoll der Mitglieder füttert die Tiere, säubert einmal wöchentlich die Gehege. Ohne den fleißigen Alfons Benning, sagt Edmund Schroer, wären sie aufgeschmissen. „Wir brauchen Hilfe“, sagt der Kassierer unmissverständlich. Allein könnten die Ehrenamtlichen das nicht leisten. Die Hoffnung des Vereins ist das Rathaus. Die Stadt Borken unterstütze den Verein schon sehr, berichten die drei Vorstände: Den Sand für die Gehege bekommen sie umsonst, auch der Müll wird abgeholt. „Was wir bräuchten, wäre eine 450-Euro-Kraft, die hier mit anpackt“, sagt Teroerde. Sie seien dazu in Gesprächen mit der Stadt – Ende offen.
Der viele Nachwuchs hat dafür gesorgt, dass das Gehege derzeit ganz schön voll ist. Einige Jungtiere der selteneren Arten verkauft der Verein auch an Züchter. Die Kombination aus dem Erhalten der Arten und dem Angebot für Besucher ist ein wichtiges Element.
Während der Führung an Tauben, Hühnern und Fasanen vorbei kommen immer wieder Besucher. Eine Mutter mit Kind, ein Pärchen, das einen alten Herrn im Rollstuhl spazieren fährt. „Das Schöne hier ist“, sagt Edmund Schroer, „dass Menschen aller Generationen gerne herkommen.“ Er selbst ist häufiger mit seinem Enkel hier, „und bei ihm sieht man schon, wie sehr sich Kinder vor allem für die jungen Tiere begeistern“. Die Ausnahme ist Karl. Der ist nicht mehr jung, fasziniert aber sehr. Solange man nicht in sein Gehege geht.