Borkener Zeitung vom 5. Mai 2018

Veröffentlicht am 11. Mai 2018 in der Kategorie Presse

Von Hülskrabben und Pfaffenhütchen

Naturlehrpfad am Ostring

Von Marita Rinke

Hülskrabbe, Feldulme, Birke, Haselnuss…: Bekannte und weniger bekannte Gehölze kann entdecken, wer über den Naturlehrpfad entlang des Ostrings bummelt. Kürzlich hatte der Bauhof hier im Zuge von Pflegemaßnahmen mehrere Bäume gefällt und Sträucher auf den Stock gesetzt (die BZ berichtete). Daraufhin hagelte es in Leserbriefen zum Teil harsche Kritik. Unter anderem hieß es, der Naturlehrpfad müsse mit doppel „e“ statt mit „eh“ geschrieben werden. Ist dem so? Begleitet von Martin Hillenbrand, Mitglied des Natur- und Vogelschutzvereins Borken, ging die BZ der Frage vor Ort nach.

Fazit: Der etwa ein Kilometer lange Lehrpfad zwischen Velener und Rekener Straße verdient seinen Namen nach wie vor. Zwar sieht er aktuell etwas licht aus, doch bis auf wenige Ausnahmen treiben Schneeball, Traubenkirsche und Co. inzwischen wieder aus. „Viele der Pflanzen sind stockausschlagfähig“, erklärt Hillenbrand. Sie müssten sogar regelmäßig zurückgeschnitten werden, wenn sie im unteren Bereich dichter werden sollen. Außerdem bekämen damit benachbarte Pflanzen Licht und Raum, sich zu entwickeln.

Alle zehn Jahre greife die Gemeinde abschnittsweise zu dieser Maßnahme, erklärt Ulrich Lohaus auf BZ-Nachfrage. Er ist in der Verwaltung unter anderem für die Pflege und Unterhaltung der öffentlichen Grünflächen und Grünanlagen verantwortlich. Dazu gehört der Naturlehrpfad, der Anfang der 1980er Jahre in Folge der Flurbereinigung angelegt wurde.

35 unterschiedliche Bäume und Sträucher stehen laut Statistik von Lohaus entlang des Pfades. Überwiegend sind es heimische Gehölze wie die Vogelkirsche, die zum Beispiel in Astquirlen Vögeln Nistmöglichkeiten bietet, oder die klassische Stieleiche. 74 kleine Hinweisschilder – auch sie sollen erneuert werden – informieren über die diversen Pflanzen. Sie geben Auskunft über deutsche und lateinische Namen, Herkunft, Höhe, Blüte und Früchte sowie Eigenschaften und Anforderungen. Wer neugierig ist, erfährt hier einiges. Wer Anregungen für den heimischen Garten sucht, findet sie. Und wer sich ab und an bückt, erkennt, dass sogar die Stümpfe der gefällten Bäume keine nutzlos zurückgelassenen Überbleibsel sind. Kleinstlebewesen wie Ameisen und Insekten haben sich die Plätze erobert.

Lohaus weiß, dass der Verlust mancher Bäume einige der Spaziergänger schmerzt. Fäulnis, Pilze, Stammschäden, die oftmals nicht auf den ersten Blick zu erkennen gewesen seien, hätten die Fällungen erforderlich gemacht. „Ein zertifizierter Gutachter kontrolliert die Bäume regelmäßig“, sagt Lohaus. Jeder Schaden sei dokumentiert worden.

„Im Wald hätte mancher Baum vermutlich auch noch stehen bleiben können“, fügt er hinzu. Doch auf einem ausgewiesenen Rundwanderweg sei die Gemeinde in der Verkehrssicherungspflicht. „Da gelten strengere Auflagen.“

Hinzu kommt ein natürlicher Lebenslauf. „Manche Pflanzen werden nicht ganz so alt“, erinnert Hillenbrand. Doch in der Natur sei es auch so, dass dort, wo etwas Platz mache, sich etwas Neues entwickle. Die Vielfalt bleibe erhalten. Außerdem kündigt Ulrich Lohaus an, dass Ersatzpflanzungen geplant seien und der Weg erneuert werden soll. „Pfaffenhütchen, Hartriegel und Schlehen würden hier an einigen Stellen noch gut hinpassen“, regt Hillenbrand während des Spaziergangs an, der trotz der auf dem Ring vorbeirauschenden Autos von einem munteren Gezwitscher begleitet wird.

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